Ambient Assisted Living: Älter werden 2.0

Wissen: Ambient Assisted Living
Foto: +Raum

Die meisten stellen sich ihr Leben im Alter gerne so vor wie in der „Werthers Echte“-Werbung aus den 90er-Jahren, in der sich der fitte Opa und der nette Enkel regelmäßig zum Bonbonlutschen und Philosophieren treffen. Realistisch gesehen, wird es wohl eher in Richtung der Edeka-Weihnachtswerbung gehen: Dessen Protagonist, ein Opa, der ein Weihnachten nach dem anderen von seinen Kindern versetzt wird, hat uns Ende letzten Jahres kollektiv zu Tränen gerührt.

Die demografischen Fakten sprechen dafür, dass wir uns immer mehr selbst um unseren Lebensstandard im Alter kümmern müssen. In Zukunft wird es immer mehr Alte und immer weniger junge Menschen in Deutschland geben und die Alten werden außerdem immer älter werden – man spricht von einer „Überalterung der Gesellschaft“. Da das Alter aber leider nicht nur die „Werthers Echte“-Momente mit sich bringt, sondern meist auch das ein oder andere Zipperlein, ist es ratsam, bei der Zukunftsplanung auch weniger goldene Szenarien zu bedenken.

Dazu gehört auch, die eigenen vier Wände auf das Alter vorzubereiten – denn wer heute ein eigenes Haus baut, möchte in der Regel in demselben möglichst lange selbstständig wohnen. Neben baulichen  Maßnahmen zur sogenannten Barrierereduzierung wie stufenloser Hauszugang, breite und schwellenlose Türöffnungen und barrierearmes Bad, kommt zur Unterstützung des Wohnens im Alter verstärkt auch intelligente Haustechnik zum Einsatz: Diese wird unter dem Begriff Ambient Assisted Living oder kurz AAL zusammengefasst. Zu  den smarten technischen Lösungen, die ältere aber auch anderweitig eingeschränkte Menschen situationsabhängig und unaufdringlich bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützen. AAL-Produkte und -Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders benutzerzentriert sind. Das heißt, nicht der Nutzer passt sich der Technik, sondern die Technik dem Nutzer an. Dazu gehört u.a. die automatische Lichtsteuerung mithilfe von Bewegungs- oder Präsenzmeldern, die für Helligkeit ab dem ersten Schritt sorgen, das Suchen von Lichtschaltern erspart und die Sturzgefahr deutlich reduziert. Auch eine Türsprechanlage mit Videokamera und Display ist eine hilfreiche Einrichtung: Man muss nicht in einen Hörer sprechen und hat sofort einen Überblick, wer vor der Tür steht.

Auch heute schon sind Tablet-PCs für viele Senioren ein geschätzter Alltagsgegenstand. In der smarten Alterswohnung wird es zur Steuerzentrale, über die sich alle wichtigen technischen Funktionen prüfen und bedienen lassen. www.plus-raum.de
Foto: plus-raum

Eine besondere Rolle kommt der intelligenten, möglichst zentralen Steuerung der technischen Hilfsmittel zu. Zwar können schon Einzellösungen eine erhebliche Entlastung im Alltag darstellen, doch eine Vernetzung von mehreren Funktionen, sorgt erst für eine wirklich komfortable Anwendung. Dann können verschiedene immer wiederkehrende Situationen auch ohne Zutun des Bewohners automatisch ablaufen. Spezielle AAL-Systeme können darüber hinaus mit Pflegediensten und Notrufzentralen oder mit pflegenden Angehörigen verbunden werden. Im Notfall werden diese direkt über Unregelmäßigkeiten informiert, ohne dass der betroffene Bewohner selbst aktiv werden muss, also z. B. eine Notrufknopf drücken muss. Anstelle dessen, erfassen Sensoren im Fußboden den Sturz einer Person, dass die Wohnungstür ungewöhnlich lange offen steht oder der Ofen eingeschaltet ist während der Bewohner im Bett liegt und macht automatisch Meldung.

Obwohl all diese technischen Hilfen bereits verfügbar sind und Shanna Weiser, Leiterin Demografie bei der Wolfsburg AG, gewisse Fortschritte in Sachen Bewusstsein für AAL feststellt, besteht ihrer Meinung nach „immer noch Aufklärungsbedarf“. Sie sieht die Politik sowie Kranken- und Pflegekassen in der Pflicht, das Thema AAL noch breiter im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Aber auch „jeder Einzelne ist gefragt, sich Gedanken zu machen“, betont sie.

Das „Hilfe- und Komfortsystem Casenio“. Es besteht aus Sensoren, die an wichtigen Stellen im Haus platziert werden und z.B. Informationen darüber sammeln, ob die Wohnungstür länger offen steht als gewöhnlich oder der Herd eingeschaltet ist, obwohl der Bewohner im Bett liegt. Weichen die Daten von üblichen Szenarien ab, wird über die Hauszentrale zunächst versucht den Bewohner aufmerksam zu machen. Reagiert der nicht, geht ein Notruf an im System hinterlegte Telefonnummern. www.casenio.de
Foto: Casenio

Viele der AAL-tauglichen, technischen Hilfmittel sind gerade beim Neubau einfach und kostengünstig zu integrieren – und versprechen schon in jungen Jahren ein erhebliches Mehr an Komfort. Im Prinzip legt jeder Bauherr, der sich heute für ein Smarthome-System, z.B. zur Optimierung seines Energieverbrauchs im Haus, entscheidet, schon eine gute Grundlage für ein Plus an Sicherheit und Komfort im Alter. Weiser ist zuversichtlich, dass AAL-Techniken und -Systeme zunehmend populär werden. „Das ist wie mit einem Navigations-System. Wenn man es erst einmal getestet hat, möchte man es nicht mehr missen.

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