Mechanischer Einbruchschutz fürs Haus

Sicheres Zuhause
Foto: Heroal

Es ist eine Sache von Sekunden: Geübte Einbrecher öffnen eine „normale“, geschlossene Terrassentür mit einfachstem Werkzeug so mühelos und beiläufig, wie andere Menschen ihre Jacke. Seit 2009 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland kontinuierlich angestiegen – um insgesamt 33 Prozent auf 152.000 Fälle im Jahr 2014.

Dabei ist es weder teuer noch kompliziert, das Zuhause wesentlich einbruchsicherer zu machen. Denn seit Jahren ist bekannt, dass 80 Prozent der Einbrüche über Fenster- und Fenstertüren erfolgen und die meisten Versuche abgebrochen werden, wenn innerhalb einer Minute kein Eindringen möglich war.

Funkgesteuerte Verriegelungs-Systeme bieten Komfort und Sicherheit, sollten aber als „nicht knackbar“ geprüft sein, wie z.B. „BiSecur“. (Hörmann)
Foto: Hörmann

Es gilt also, den Einbruch durch stärkere, mechanisch gesicherte Fenster und Türen mit Mehrfachverriegelung so weit zu erschweren, dass die Täter ihren Versuch abbrechen. Diese Maßnahmen des sogenannten mechanischen Einbruchschutzes sind beim Neubau nur mit geringen Mehrkosten verbunden, da moderne, hochwertige Fenster meist schon über eine sogenannte Pilzkopfverriegelung verfügen.

Bei Fenstern nicht an der Sicherheit sparen

Die einbruchhemmende Wirkung wird durch einen innen liegenden Beschlag mit mehreren Pilzkopfzapfen erreicht, die rundum angeordnet sind und beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche greifen. So bieten sie einen hohen Schutz gegen das Aufhebeln des Fensters.

Auch abschließbare Fenster bieten erhöhten Einbruch- und Unfallschutz, da sie von Kindern beispielsweise nicht von innen geöffnet werden können. Dank kleiner Schlösser lassen sich die Griffe so verriegeln, dass sie sich nicht mehr drehen lassen. Praktisch ist das vor allem für längere Abwesenheitszeiten im Urlaub oder für Fenster, die nicht täglich geöffnet werden. Erhältlich sind sogar Griffe, mit denen das Fenster in gekippter Stellung abgeschlossen werden kann. Vor Keller- oder WC-Fenstern, die öfter gekippt bleiben, kann eine Vergitterung sinnvoll sein.

Die meisten Einbruchs-Versuche beginnen an Fenstern und Fenstertüren. Hat der Täter innerhalb von einer Minute keinen Erfolg, zieht er oft weiter. (Schüco)
Foto: Schüco

Auch beim Fensterglas gibt es unterschiedliche Sicherheitsklassen. Einscheibensicherheitsglas dient eher dem Unfallschutz, da es im Falle eines Bruchs in kleine Krümel zerfällt, an denen man sich nicht verletzen kann. Verbundsicherheitsglas besteht aus mehreren Scheiben, die  mit einer hoch elastischen Folie verbunden sind. Je nach Anzahl der Scheiben gibt es hier Gläser von einbruchhemmend bis durchschusssicher.

Für Haustüren gilt, dass hier Mehrfach-Verriegelungen höhere Sicherheit bieten, die beim Abschließen die Tür an möglichst vielen Stellen fest mit dem Rahmen verbinden. Auch Zusatzriegel und Sicherungsketten, die eine gesicherte Spaltöffnung der Tür erlauben, können zum Einsatz kommen.

Wie viel Schutz Fenster oder Türen bieten, verrät die Sicherheitsklasse, die von „RC 1“ (geringer Schutz) bis „RC 6“ reichen, die beispielsweise für Bankgebäude eingesetzt wird. Ab Sicherheitsklasse 2 kommt beispielsweise bei Fenstern Sicherheitsglas zum Einsatz, ab Klasse 3 verfügen Fenster über einen Einbruchsschutz, der versierten und geübten Tätern einen Widerstand von mindestens fünf Minuten bietet.

Der bisher beschriebene mechanische Einbruchschutz kann durch elektronische Systeme sinnvoll ergänzt und erweitert werden. Einfachste Maßnahmen sind beispielsweise Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren, die Licht automatisch einschalten und somit potenzielle Täter abschrecken, aber auch Stolperunfälle verhindern können.

Aushebelsichere Fenster (links: Internorm) und Sicherheits-Türen (rechts: Hörmann), die beim Schließen an allen Seiten fest mit dem Rahmen verbunden werden, halten auch erfahrenen Einbrechern mehrere Minuten stand.
Fotos: links: Internorm; rechts: Hörmann

Die nächste Stufe sind Türsprechanlagen, Zugangssysteme mit Fingerprint statt Schlüssel oder Funk-Verriegelungs-Systeme – beispielsweise für Garagentore – wobei immer darauf geachtet werden sollte, dass die Codes nicht zu knacken sind. Die Maximal-Lösung ist eine Alarm-Anlage, die mit Bewegungsmeldern, Videokameras, mechatronischen Tür- und Fenstersensoren und direkter Verbindung zum eigenen Smartphone oder einem Sicherheitsdienst ausgestattet sein kann. Sie sind in der Regel funkbasiert, können leicht erweitert werden und auch vor Wasser- oder Feuerschäden warnen. Einfache Systeme zur Selbstinstallation gibt es ab etwa 200 Euro.


Aber Achtung: Wer sich aufgrund einer leicht zu manipulierenden Anlage in falscher Sicherheit wiegt oder durch ständige Fehlalarme genervt wird, hat wenig gewonnen.

Ist im Haus ein servergesteuertes Smarthome-System installiert, können hier Sicherheits-Komponenten je nach Bedarf integriert werden. Wenn Beleuchtung und elektrische Rollläden steuerbar sind, kann bei Abwesenheit und im Urlaub Anwesenheit simuliert werden. Durch die Einbindung von Kameras ist es möglich, per App und Smartphone auch von unterwegs zu sehen, was gerade zu Hause los ist – von der Kontrolle der Putzfrau bis zum pünktlichen Eintreffen der Kinder. Solche Überwachungsmaßnahmen sind natürlich äußerst kritisch zu sehen und in der Regel nicht wirklich notwendig.

Laut einer Studie von 2012 fühlen sich übrigens 80 Prozent der Deutschen in ihrer Wohnumgebung sicher. Trotzdem sollten wenigstens grundlegende mechanische Maßnahmen nicht zugunsten anderer Extras eingespart werden. Denn schwerer als alle materiellen Güter zu ersetzen ist es, nach einem Einbruch oder Unfall das Gefühl der Geborgenheit in den eigenen vier Wänden wieder herzustellen.

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