Effizienzhäuser der Stufe 40 Plus galten bis Anfang 2022 als Goldstandard des klimaschonenden und nachhaltigen Einfamilienhaus-Neubaus: Diese Effizienzhäuser erzeugen dank einer PV-Anlage mit Batteriespeicher und einer super Dämmung nicht nur die Energie für die Heizwärme selbst. Hier bleibt noch mehr als genug übrig, um auch den Bedarf für den Haushaltsstrom zu decken. Im Januar 2022 fiel die großzügige Förderung solcher Häuser praktisch weg. Zeit für eine kritische Neubetrachtung.
Wie kann man künftig nachhaltig, aber dennoch wirtschaftlich bauen?
Bauen wird immer teurer. Und trotzdem steht das freistehende Einfamilienhaus bei den meisten Bauinteressenten noch ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch wie sollte so ein Haus gestaltet sein, damit die Baukosten nicht aus dem Ruder laufen? Und welche Haustechnik ist heute und vor allem mit Blick auf die Zukunft vernünftig?
Auch wenn die staatliche Förderung für den sehr energiesparenden Neubau zum jetzigen Zeitpunkt praktisch entfällt: achte bei der Planung deines neuen Hauses auf eine nachhaltige Bauweise und dass es dauerhaft niedrige Energiekosten verursacht. Wie du dabei möglichst clever vorgehst, zeigen wir dir anhand von Beispielen und der innovativen Lösung eines Hausherstellers. Aber erstmal beantworten wir dir alle Fragen rund um Effizienzhäuser sowie der bisherigen und aktuellen Fördersituation.
Was ist ein KfW Effizienzhaus?
Um die Klimaerwärmung zu bremsen, verpflichtete sich Deutschland dazu, den CO2-Ausstoß in den kommenden Jahrzehnten deutlich zu verringern. So will man das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens erreichen, die Erwärmung der Atmosphäre auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Das bedeutet unter anderem auch für den privaten Hausbau: die Minimierung des Energiebedarfs. Denn laut Bundesumweltamt verursachten Gebäude in Deutschland in den letzten Jahren rund 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen.
Entsprechend wurden die Anforderungen ans energiesparende Bauen immer strenger. Neubauten müssen mit wesentlich weniger Energie für Heizung und Warmwasserbereitung auskommen und sollen ihren Restbedarf möglichst klimaneutral decken. Das will man mit einer Kombination folgender Maßnahmen erreichen:
- gut gedämmte und dichte Gebäudehülle
- sehr energieeffizient arbeitende Haustechnik
- Nutzung von erneuerbaren Energien
Zusammengefasst wird dies in einem Energiestandard für Gebäude mit der Bezeichnung Effizienzhäuser. Er gibt für jedes Gebäude einen maximal zulässigen Jahres-Primärenergiebedarf vor, der in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr angegeben wird. Parallel dazu gibt es Obergrenzen für Transmissionswärmeverluste durch die Gebäudehülle.
Welche Effizienzhäuser gibt es?
In der Bundesförderung für Effiziente Gebäude (BEG) förderten KfW und BAFA bisher folgende Stufen: im Altbauprogramm die Effizienzhäuser 100, 85, 70, 55 und 40 und im Neubauprogramm die Effizienzhäuser 55, 40 und 40 Plus. Passivhäuser, die in der Regel noch einen besseren Wärmeschutz als Effizienzhäuser haben, wurden wie Effizienzhäuser 40 gefördert.
Für jede Förderstufe musste der Primärenergiebedarf weiter deutlich gesenkt und die Wärmedämmung verbessert werden. Je kleiner die Zahl der Effizienzhausbezeichnung, desto energiesparender das Haus und desto höher die Förderung. Das Effizienzhaus 55 darf maximal 55 Prozent des Primärenergie-Referenzwertes aufweisen. Das Effizienzhaus 40 darf maximal 40 Prozent haben und das Effizienzhaus 40 Plus muss darüber hinaus über spezielle haustechnische Anlagen verfügen. Effizienzhäuser, die in diese Kategorie fallen, müssen die Anforderungen an ein KfW-Effizienzhaus 40 bezüglich sehr geringem Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust erfüllen.
Das System des „alten“ Effizienzhaus 40 Plus beruht dabei ganz wesentlich auf einer extrem gut gedämmten und sehr luftdichten Haushülle. Sie bewirkt, dass der Heizwärmebedarf des Hauses minimiert wird. Ein solches Haus kann man dann mit sehr sparsamer und weitgehend regenerativer Haustechnik beheizen. Hierzu setzt man in erster Linie elektrisch betriebene Wärmepumpen ein.
Das „Plus“ steht dafür, dass diese Effizienzhäuser ihren Energiebedarf mithilfe von Photovoltaikmodulen nahezu selbst decken. Neben einer stromerzeugenden Anlage auf Basis erneuerbarer Energie, gehören zu den technologischen Anforderungen des Plus Pakets außerdem: die Installation eines Stromspeichers sowie einer Wohnungslüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einer entsprechenden Visualisierung von Stromerzeugung und -verbräuchen.
Ziel ist es, dass das Gebäude zum größten Teil mit der von ihm selbst erzeugten Energie auskommt. Hinsichtlich der infolge des Ukraine-Krieges explodierenden Energiepreise ein attraktives Konzept: Bauherren können sich mit einem solchen Haus nahezu unabhängig von fossilen Energien machen. Doch das erhöht natürlich erstmal die Baukosten.
Welche Effizienzhäuser werden gefördert?
Was die Förderungen für Effizienzhäuser anging, galt in den letzten Jahren: Je weniger klimaschädliche Emissionen das Gebäude verursacht, desto besser und desto höher die möglichen Fördergelder. Doch diese Situation änderte sich grundlegend Anfang 2022. Am 24. Januar erklärte die Bundesregierung überraschend das Ende der bis dato großzügigen Förderung von KfW-Effizienzhäusern. Mitte des Jahres kündigte die Bundesregierung dann an, ein umfassendes Programm mit dem Titel „Klimafreundliches Bauen“ für das Jahr 2023 auf den Weg bringen zu wollen. Im Fokus sollen dabei das Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen sowie die Höhe der CO2-Emissionen stehen. Weitere Anpassungen zu den bestehenden Programmen kamen im Juli.
Wie sieht es zum jetzigen Zeitpunkt mit Förderungen aus? Welche staatlichen Programme gibt es noch für den Neubau? Matthias Büdenbender, Geschäftsführer von Büdenbender Hausbau bringt Licht in den Förder-Dschungel:
„Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es Fördermöglichkeiten über die jeweiligen Landesbanken oder über die KfW. Diese fördert den Standard KfW 40 NH (Nachhaltigkeitsklasse). Das heißt, das Gebäude wird nach dem KfW 40 Standard mit Photovoltaikanlage, Batteriespeicher und Lüftung gefertigt. Zudem wird es noch einem zusätzlichen Qualitätssiegel unterzogen. Die Förderung beläuft sich auf 120.000 Euro pro Wohneinheit mit einem Tilgungszuschuss von 5 Prozent. Bis zu 5.000 Euro stehen für die Baubegleitung und nochmal bis zu 5.000 Euro für die Zertifizierung des Siegels `Nachhaltige Gebäude‘ zur Verfügung. In Summe also bis zu 16.000 Euro Förderung über die KfW.“
Kann die Krise auch eine Chance für nachhaltiges Bauen sein?
Das Wegfallen der bisherigen Förderung ist für Neubauinteressenten derzeit besonders schmerzhaft: In den vergangenen Jahren gab es nicht nur einen deutlichen Anstieg bei den Preise von Baustoffen und Handwerkerlöhnen. Auch die Kosten für das Baugeld stiegen in den letzten Monaten an: Seit Januar 2022 haben sich die Zinsen für Baukredite mehr als verdreifacht. Wer heute bauen will, braucht also viel mehr Geld, oder: besonders clevere Konzepte. „Krisen sind immer auch Zeiten, in denen innovative Ideen entstehen“, meint Matthias Büdenbender.
Der Krisenmoment, der ihn zum Umdenken brachte, kam im Frühjahr 2021: „Wir konnten plötzlich fast kein Bauholz mehr bekommen“, erinnert sich der 49-Jährige. So etwas hatte es in der 75-jährigen Geschichte des Traditions-Unternehmens noch nie gegeben. „Der Bauboom in der Corona-Pandemie und die weltweit ansteigende Nachfrage hatten die Holzpreise in nie gekannter Höhe steigen lassen,“ erinnert sich Büdenbender.
Für einen Haushersteller, dessen Konstruktion ganz maßgeblich von qualitativ hochwertigem Bauholz abhängt, eine Katastrophe. Lieferketten-Schwierigkeiten führten im selben Jahr – und teils heute noch – dazu, dass auch andere Baustoffe deutlich teurer wurden: Vom Dämmstoff bis zur letzten Schraube. „Zum Glück dauerte die Holzkrise nicht zu lange – aber sie führte dazu, dass wir anfingen darüber nachzudenken, ob unsere sehr materialintensive Bauweise wirklich der Weisheit letzter Schluss war“, so Büdenbender. Denn auch bei Büdenbender Hausbau hatte man die letzten Jahre auf eine immer besser gedämmte Haushülle gesetzt.
Zwar überzeugt diese Bauweise durch den hohen Grad an Energieeffizienz, allerdings ist der Materialeinsatz hier ebenfalls recht hoch. Welche innovative Lösung der Haushersteller entdeckte und wie nachhaltiges, klimaschonendes und energiesparendes Bauen damit gelingt, zeigt sich am Musterhaus „Nero“.
Beispiel „Nero“: Welche Bau- und Konstruktionsprinzipien sind jetzt sinnvoll?
Wo sparen aktuell sinnvoll ist und welche Investitionen sich langfristig lohnen, zeigen wir dir anhand eines Beispiels: Das Musterhaus „Nero“ von Büdenbender Hausbau wurde noch weit vor dem „schicksalhaften“ 24. Januar 2022 geplant. Wie alle Musterhäuser der neuen Ausstellung im Schwarzwald wollte auch Matthias Büdenbender hier den „Goldstandard“ des energieeffizienten Bauens präsentieren: Ein Effizienzhaus 40 Plus.
Mehr Infos zum „cleveren Nero“ findest du in diesem YouTube-Video der HausbauHelden: