
Baustellen gehören zu den gefährlichsten Arbeitsumgebungen überhaupt. Umso wichtiger ist es, dass Warnschilder und Sicherheitskennzeichnungen gezielt und korrekt eingesetzt werden. Sie sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch essenziell, um Mitarbeitende, Besucher und Passanten zu schützen. In diesem Beitrag zeigen wir, welche Schilder auf keiner Baustelle fehlen dürfen.
Warum sind Sicherheitskennzeichnungen so wichtig?
Warn- und Sicherheitsschilder dienen dazu, auf Gefahren hinzuweisen, Verbote zu kommunizieren, notwendiges Verhalten zu beschreiben oder Flucht- und Rettungswege zu kennzeichnen. Ohne diese visuelle Kommunikation wäre es unmöglich, schnell und klar auf potenzielle Gefahren hinzuweisen. Sie schaffen ein gemeinsames Verständnis unabhängig von Sprache oder Erfahrung – ein entscheidender Vorteil in einem internationalen oder wechselnden Baustellenteam.
Zudem regeln gesetzliche Vorgaben wie die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A1.3) sowie die Norm DIN EN ISO 7010 die Art, Form und Bedeutung der Sicherheitskennzeichen. Wer diese missachtet, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch schwerwiegende Haftungsprobleme im Schadensfall.
Die wichtigsten Sicherheitskennzeichnungen auf der Baustelle
Im Folgenden findest du eine Übersicht über die zentralen Arten von Sicherheitsschildern, die auf keiner Baustelle fehlen dürfen – unterteilt nach ihrer Funktion.
1. Warnschilder
Warnschilder machen auf Gefahren aufmerksam, bevor etwas passiert. Sie sind meist dreieckig mit schwarzem Rand und schwarzem Piktogramm auf gelbem Hintergrund. Beispiele hierfür:
- Warnung vor elektrischer Spannung: Bei offenen Leitungen, Trafostationen oder Kabelkanälen.
- Warnung vor Absturzgefahr: An Gerüsten, Dachkanten oder Schächten.
- Warnung vor herabfallenden Gegenständen: Besonders wichtig bei Arbeiten über Kopf oder mit Kränen.
- Warnung vor Gabelstaplerverkehr: In Bereichen, in denen schweres Gerät bewegt wird.
2. Gebotsschilder
Gebotsschilder fordern ein bestimmtes Verhalten ein, um Unfälle zu vermeiden. Sie sind meist rund und mit weißem Piktogramm auf blauem Hintergrund versehen. Beispiele hierfür:
- Helmtragen vorgeschrieben: Fast überall auf der Baustelle Pflicht.
- Sicherheitsgurt anlegen: Bei Höhenarbeiten, z. B. auf Hubarbeitsbühnen.
- Gehörschutz benutzen: In Bereichen mit dauerhaft hohem Lärmpegel.
- Sicherheitskleidung tragen: Etwa Schutzbrille, Handschuhe oder Warnweste.
3. Verbotsschilder
Diese Schilder verbieten gefährliches Verhalten und helfen, Risiken zu minimieren. Sie sind rund, rot umrandet und mit einem schwarzen Symbol auf weißem Hintergrund, oft durchgestrichen. Beispiele hierfür:
- Zutritt für Unbefugte verboten: Um Unfälle mit Laien oder Besuchern zu vermeiden.
- Rauchen verboten: In Bereichen mit Brand- oder Explosionsgefahr.
- Offenes Feuer verboten: Besonders bei Lagerung von Chemikalien oder brennbaren Stoffen.
- Handyverbot: In explosionsgefährdeten Zonen oder bei möglicher Störung empfindlicher Technik.
4. Rettungszeichen
Diese Kennzeichnungen zeigen den Weg zu Sicherheitseinrichtungen und Fluchtwegen. Sie sind rechteckig oder quadratisch, mit grünem Hintergrund und weißem Symbol. Beispiele hierfür:
- Notausgang: Mit Richtungspfeil, wenn nötig.
- Erste-Hilfe-Station: Oft mit einem Kreuz dargestellt.
- Notdusche oder Augenspülstation: Bei Arbeiten mit Chemikalien.
- Sammelstelle im Evakuierungsfall: Für eine geordnete Räumung.
5. Brandschutzzeichen
Sie zeigen den Standort von Feuerlöscheinrichtungen an und unterstützen bei einem Brand die schnelle Orientierung. Diese Schilder sind meist rot und quadratisch mit weißen Symbolen. Beispiele hierfür:
- Feuerlöscher
- Feuerwehrschlauch
- Brandmelder
- Feuerleiter
Gesetzliche Vorschriften und Verantwortung der Arbeitgeber
Die Pflicht zur Kennzeichnung von Gefahrenquellen auf Baustellen ergibt sich nicht nur aus dem gesunden Menschenverstand, sondern ist auch gesetzlich klar geregelt. In Deutschland sind die wichtigsten Regelwerke unter anderem:
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
- Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
- DGUV Vorschriften (z. B. DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“)
- Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR A1.3)
- DIN EN ISO 7010
Gerade bei größeren oder länger laufenden Bauprojekten lohnt es sich, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, in der alle Risiken systematisch erfasst werden. Auf Basis dieser Analyse lassen sich die erforderlichen Warn- und Gebotsschilder gezielt planen und umsetzen. Wichtig: Auch Subunternehmer und externe Firmen, die auf der Baustelle arbeiten, müssen in die Sicherheitsorganisation eingebunden und über alle geltenden Kennzeichnungen informiert werden.
Auch regelmäßige Kontrollen – etwa durch Sicherheitsbeauftragte oder die Bauleitung – sind unerlässlich, um zu überprüfen, ob alle Sicherheitskennzeichnungen sichtbar, verständlich und aktuell sind. Temporäre Gefahren wie Einsturzrisiken, Gruben oder neue Arbeitsbereiche müssen dabei besonders berücksichtigt werden.
Weitere Tipps zur Umsetzung
- Beschilderung dokumentieren: Erstellung eines Lageplans mit allen Sicherheitskennzeichnungen – das hilft bei Kontrollen und internen Audits.
- Regelmäßige Schulung: Alle Beschäftigten sollten die Bedeutung der wichtigsten Schilder kennen und wissen, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben.
- Mehrsprachige Unterstützung: Bei Bedarf können ergänzende Hinweise in mehreren Sprachen angebracht werden – insbesondere bei Sicherheitsunterweisungen.
- Temporäre Hinweise ergänzen: Bei akuten Gefahren oder kurzfristigen Arbeiten (z. B. Asbestbeseitigung) sind temporäre Zusatzschilder sinnvoll.
Eine gut durchdachte Sicherheitskennzeichnung ist das Rückgrat der Unfallprävention auf der Baustelle. Nur wenn Warnschilder, Gebotszeichen, Verbote und Rettungshinweise korrekt platziert und gepflegt werden, können sie Leben retten und das Unfallrisiko minimieren. Wer hier sorgfältig plant und regelmäßig prüft, schafft eine sichere Umgebung für alle Beteiligten.