Öl und Gas nur mit Brennwert-Technik

Fast die Hälfte (49 Prozent) der 38,2 Millionen Wohnungen in Deutschland wurden im Jahr 2010 mit Erdgas beheizt. Weitere 30 Prozent mit Heizöl. Bei den 164.000 Neubauwohnungen sieht das statistische Zahlenbild etwas anders aus: Zwar wurden auch hier 50,4 Prozent an ein gasbefeuertes Heizsystem angeschlossen. Allerdings lag der Wert im Jahr 2005 noch bei 74 Prozent. Der Grund: Ein Großteil davon konnte sich die Wärmepumpe erobern, die ihren Marktanteil von 5,4 Prozent im Jahr 2005 auf 23,1 Prozent in 2010 steigerte. Heizöl ist hier mit 1,8 Prozent unbedeutend.

Das große Plus der Erdgas-Heizung ist, dass das Handling für den Verbraucher sehr bequem ist. Das Brenngas kommt per Leitung ins Haus und benötigt keinen Lagerraum. Voraussetzung ist allerdings ein Gasanschluss, dessen Kosten vom örtlichen Gasversorger kalkuliert werden. In Gebieten, wo Erdgas  nicht zur Verfügung steht, bietet sich auch eine Flüssiggasversorgung an. Der Energieträger wird außerhalb des Hauses in einem unter- oder oberirdischen Tank gelagert. Die komplette Abwicklung, vom Aufstellen des Behälters bis hin zum Auffüllen übernehmen die Flüssiggasanbieter.

Kompakte, wandhängende Gasheizungen im Neubau
Bei den Gas-Wärmeerzeugern gibt es ein breites, technisch ausgereiftes und auch preislich gestaffeltes Heizgeräteangebot. Aktueller Technologiestandard ist die sogenannte Brennwerttechnik, die eine im Vergleich zur herkömmlichen Heizwerttechnik um bis zu 15 Prozent höhere Energieausnutzung bietet. Dies macht sich in Form von niedrigeren Brennstoffkosten und geringeren Schadstoffemissionen dauerhaft bemerkbar.

Im Neubaubereich bieten insbesondere die kompakten, wandhängenden Gasgeräte ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis und viel Flexibilität bei der Aufstellung aufgrund ihres geringen Gewichts und den platzsparenden Abmessungen. Somit lassen sie sich nur im klassischen Heizungskeller, sondern auch in anderen Räumen montieren: im Bad, in Abstellräumen oder versteckt hinter Wandschränken in Fluren oder Küchen sowie direkt unterm Dach.

Die Gasheizgeräte verfügen über moderne Brenner mit niedrigen Leistungen (schon ab 2,5 kW), die sich an den aktuellen Wärmebedarf stufenlos und in einem breiten Bereich anpassen lassen – zum Beispiel zwischen 17 und 100 Prozent. Auch weitere zum Betrieb notwendige Bauteile wie Ausdehnungsgefäß, Pumpe und Regelgerät sind im Gehäuse integriert. Preis: ab 3500 Euro.

Brennwert-Technik bei Öl noch nicht verbreitet
Heizölanlagenbesitzer schätzen vor allem eine gewisse Sicherheit vor möglichen Versorgungsengpässen, weil der Energievorrat in ihren Tanks meist für mindestens ein Jahr zum Heizen reicht. Zudem können sie Menge und Zeitpunkt des Energiekaufs selbst bestimmen und haben so zumindest die Chance, preisgünstig an den Brennstoff zu kommen. Und im Vergleich zu Erdgas war das Heizöl, trotz starker Preisschwankungen in den letzten Jahren, der durchschnittlich kostengünstigere Brennstoff. Allerdings schwanken die Energiepreise heute öfter und stärker als früher. Zudem können sich Hausbesitzer mit Erdgasanschluss ihren Gaslieferanten seit 2006 frei wählen.

Für die Lagerung kommen im Neubaubereich meist Batterietanks zum Einsatz, die aus Kunststoff (mit und ohne Stahlblechmantel) bestehen. Ihre doppelwandige Konstruktion und eine spezielle Barriere verhindern den Austritt des Ölgeruchs. Die einzelnen, leicht zu transportierenden Tanks können, je nach Platz- und Lagerbedarf ausgewählt, in direkter Nähe zum Wärmeerzeuger platziert und dort miteinander verbunden werden.

Der „typische“ Ölkessel steht oft noch immer auf dem Boden im Heizungskeller. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Unit-Ausführung, einer aufeinander abgestimmten Kombination aus Kessel, Brenner, Regelung und Zubehör. Eingebaut ist häufig ein zweistufiger Brenner mit Heizleistungen ab etwa 13 kW. Zugenommen hat das Angebot an Brennwertausführungen, die aber noch nicht so weit verbreitet sind wie bei der Gasheizung.

Viele dieser modernen Ölkessel dürfen nur mit schwefelarmem Heizöl betrieben werden, was der Energieeffizienz und der Umwelt zugutekommt. Die Listenpreise für diese Modelle starten ab etwa 5000 Euro. Doch bei weiter steigenden Ölpreisen lohnt sich die Anschaffung. Platzsparende Brennwert-Wandheizkessel gibt es übrigens nur vereinzelt. (Brötje, Weishaupt).

Solarthermie für warmes Wasser und Heizung
Bauherren sollten sich unbedingt Gedanken darüber machen, ob und wann sie eine Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung und eventuell ergänzend zur Heizungsunterstützung einsetzen wollen – vorausgesetzt, es ist technisch möglich. Denn die Solarwärme, die über einen speziellen Solar- oder Pufferspeicher ins Heizsystem eingekoppelt wird, bietet viele Vorteile: Man verringert die Abhängigkeit von Öl und Gas, erhöht die Wärmeversorgungssicherheit, reduziert dauerhaft seine Brennstoffkosten und optimiert die Ökobilanz der Heizungsanlage. Zudem lassen sich die Bestimmungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) erfüllen.

Wer den Kauf der Solarwärmeanlage erst zu einem späteren Zeitpunkt plant, sollte zumindest schon die Verbindungsrohre vom Heizkessel zum Dach verlegen lassen. Eventuell empfiehlt sich auch schon der Kauf des passenden Speichers.

So sehen die Perspektiven für die Zukunft aus
Im Neubaubereich bietet vor allem der Brennstoff Gas auch künftig viele interessante Möglichkeiten: Zum einen werden neue Technologieanwendungen entwickelt: Bereits verfügbar sind zum Beispiel Mikro-Blockheizkraftwerke, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen, sowie eine erste, gasbetriebene Wärmepumpe. Zum anderen werden neue Möglichkeiten der Brennstofferzeugung großflächiger zur Verfügung stehen (auch im Inland). Dazu gehören Biogas und Bio-Erdgas sowie synthetisch erzeugtes Gas, das mittels erneuerbarer Energien umweltfreundlich hergestellt wird.    

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