Gefahrstoffe beim Hausbau: erkennen, sicher lagern und entsorgen

Paar entsorgt Bauschrott
Bild: Envato Elements, ImageSourceCur

Ob Zement, PU-Schaum oder Farben – beim Hausbau kommt man an Gefahrstoffen kaum vorbei. Werden solche Stoffe falsch gehandhabt oder gelagert, drohen Brände, Explosionen oder Umweltschäden. In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du mit diesem Risiko umgehst – vom ersten Blick aufs Etikett bis zur sicheren Aufbewahrung.

Gefahrstoffe auf der eigenen Baustelle – was steckt drin?

Viele Bauherren denken beim Stichwort „Gefahrstoff“ zuerst an chemische Substanzen, aber nicht an den Sack Zement in der Garage. Tatsächlich steckt das Risiko oft in ganz normalen Baustoffen, die täglich zum Einsatz kommen. Farben, Lacke, Kleber, Dämmstoffe oder Staub aus Holz, Beton und Ziegeln – all das kann die Gesundheit gefährden.

Manche Stoffe reizen Haut oder Augen, andere greifen Atemwege oder Organe an. Einige gelten sogar als krebserregend – wie etwa Quarzstaub, Isocyanate in PU-Schaum oder Hartholzstaub. Auch für die Umwelt sind viele Baustoffe ein Risiko. Lösemittel und Öle dürfen keinesfalls ins Grundwasser gelangen.

Das heißt: Für gesundheits- und umweltschonendes, aber auch nachhaltiges Bauen müssen solche Materialien unbedingt richtig eingesetzt, gelagert und entsorgt werden. Doch wie erkennt man die Gefahren?

Gefährliche Baustoffe erkennen und beurteilen

Um Gefahrstoffe zu erkennen, hilft ein Blick aufs Etikett und in das Sicherheitsdatenblatt. Wer genau hinsieht, kann Risiken früh einschätzen und Fehler vermeiden. Die folgenden Warnzeichen solltest du kennen:

GHS-Piktogramme: weltweit standardisierte Warnzeichen

GHS steht für “Globally Harmonised System” – es wurde von den Vereinten Nationen entwickelt, um weltweit einheitliche Warnhinweise für gefährliche Stoffe bereitzustellen. Die GHS-Piktogramme sind demnach standardisierte Symbole, die zeigen, welche Art von Gefahr von einem Produkt ausgeht. Beispiele daraus sind:

  • GHS01 – Explodierende Bombe: explosive Stoffe oder Gemische
  • GHS02 – Flamme: entzündbare Gase, Flüssigkeiten, Feststoffe, Selbstentzündbarkeit oder Reaktivität mit Wasser
  • GHS09 – Umwelt: umweltgefährdende Stoffe, insbesondere solche, die Wasserorganismen schädigen können

Gut zu wissen: Ein Produkt kann auch mehrere Piktogramme gleichzeitig tragen.

Signalwörter, H- und P-Sätze

Neben den Piktogrammen findet sich oft eines von zwei Signalwörtern auf dem Etikett: „Achtung“ oder „Gefahr“. Diese zeigen den Gefährdungsgrad eines Stoffes. „Gefahr“ ist dabei die schwerwiegendere Gefahrenkategorie.

Darunter folgen die sogenannten H-Sätze (Hazard Statements): kurze Sätze mit wichtigen Sicherheitsinformationen. Zum Beispiel:

  • H312: Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt.
  • H411: Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.

Die nachfolgenden P-Sätze (Precautionary Statements), geben schließlich noch Auskunft darüber, wie du dich schützen solltest:

  • P271: Nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen verwenden.
  • P315: Sofort ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Sicherheitsdatenblatt (SDB)

Für alle, die es noch genauer wissen wollen, gibt es das Sicherheitsdatenblatt – erhältlich z. B. beim Lieferanten oder Hersteller. Für Bauherren und Heimwerker sind diese Abschnitte besonders interessant:

  • Abschnitt 2: Welche Gefahren bestehen? (inkl. Piktogrammen und H-/P-Sätzen)
  • Abschnitt 4: Was tun im Notfall? (z. B. bei Hautkontakt oder Einatmen)
  • Abschnitt 7 & 8: Hinweise zur Lagerung und Schutzausrüstung
  • Abschnitt 13: Hinweise zur Entsorgung

Das Risiko minimieren – von der Planung bis zur Ausführung

Gefahrstoffe ganz zu vermeiden, ist beim Hausbau nicht möglich. Aber: Viele Risiken lassen sich deutlich verringern. Das fängt schon bei der Auswahl der Baumaterialien an und setzt sich auf der Baustelle mit klaren Schutzmaßnahmen fort.

Substitution: Die bessere Wahl treffen

Die einfachste Schutzmaßnahme ist der Verzicht. Prüfe bei jedem Produkt: Gibt es eine ungefährlichere Alternative? Gerade bei Neubauten lohnt es sich, schon in der Planungsphase mit dem Architekten oder Bauleiter über solche Alternativen zu sprechen.

Technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen

Lässt sich ein Gefahrstoff nicht vermeiden, helfen verschiedenste Schutzmaßnahmen, das Risiko gering zu halten:

  • Technische Schutzmaßnahmen: z. B. Maschinen mit Absaugung, geschlossene Gebinde
  • Organisatorische Schutzmaßnahmen: z. B. getrennte Arbeitsbereiche, Sicherheitsunterweisungen für alle Beteiligten
  • Persönliche Schutzmaßnahmen: z. B. gut ausgestatteter Erste-Hilfe-Kasten, Schutzkleidung

Gefahrstoffe sicher lagern

Viele gefährliche Stoffe bleiben über Tage oder Wochen auf der Baustelle. Als Lagerung zählt jedoch schon eine Abstelldauer von mehr als 24 Stunden. Damit dabei nichts passiert, gibt es klare Regeln.

  • möglichst nur Originalgebinde verwenden
  • Behälter dicht verschließen, nach jedem Gebrauch
  • entzündbare oder explosive Stoffe keinen Wärmequellen aussetzen
  • Auffangwannen unter flüssigen Gefahrstoffen platzieren
  • bestimmte Stoffe nicht gemeinsam lagern (z. B. brennbare und brandfördernde Stoffe)

Beim Aufbewahren von Gefahrstoffen ist außerdem der richtige Lagerort ausschlaggebend: Die Substanzen dürfen nicht in Aufenthaltsräumen, Treppenhäusern oder Fluren gelagert werden, sodass Personen auf der Baustelle keinen unnötigen Risiken ausgesetzt werden. Ideal ist ein separater, gut belüfteter und schattiger Lagerbereich.

Entsorgung von gefährlichen Baumaterialien

Zu guter Letzt muss das, was übrig bleibt, entsorgt werden – jedoch keinesfalls im Hausmüll oder Abfluss. Für die fachgerechte Behandlung gibt es wieder einige Grundregeln zu beachten, um später keine Umweltschäden oder Bußgelder zu riskieren:

  • Flüssige Reste wie lösemittelhaltige Farben, Reiniger oder Verdünner gehören immer in die Problemstoffsammlung.
  • Leere Gebinde dürfen erst zum Recyclinghof, wenn sie vollständig ausgehärtet und restentleert sind.
  • PU-Schaumdosen und Spraydosen zählen stets zum Sondermüll – auch wenn sie leer erscheinen. Ausgehärteter PU-Schaum kann in haushaltsüblichen Mengen über den Restmüll entsorgt werden.
  • Altöle, Schalöle und Schmierstoffe müssen zu Altölannahmestellen oder Wertstoffhöfen gebracht werden.
  • Mineralwolle-Verschnitte (z. B. Glas- oder Steinwolle) sollten separat, staubdicht verpackt und nicht lose in Container geworfen werden.
  • Bei Sonderfällen gilt: Informiere dich am besten vorab direkt beim Lieferanten oder Hersteller über die richtige Entsorgung.

Gefahren und Risiken beim Hausbau vermeiden

Gefahrstoffe gehören beim Hausbau oft dazu, entscheidend ist der Umgang damit. Wer die gefährlichen Stoffe kennt, sie richtig behandelt, lagert und entsorgt, hat schon viel gewonnen. Und im Zweifel gilt: lieber einmal zu viel nachfragen – bei Fachbetrieben, der Bauleitung oder der Gemeinde – als unbewusst die Gesundheit oder Umwelt aufs Spiel setzen.

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